Von 7.000 bis 4.000 BC bestand in Anatolien und der Balkanregion eine egalitäre Gesellschaft. In der Siedlung Catal Hüyük lebten mehr als tausend Jahre lang bis zu zehntausend Menschen zusammen. Hier lässt sich aus den archäologischen Befunden nicht nur die egalitäre Gesellschaftsstruktur entwickeln, sondern Einblick gewinnen in die kulturellen Leistungen einer freien Gesellschaft.
Konkurrenz, Urbanisierung, fehlerhafte Planung und die Erzeugung von Mehrprodukt sind Ursachen der Umweltzerstörung in hierarchischen Gesellschaften. Bedeutet dies, dass egalitäre Gesellschaften, die derartige ökonomische Prinzipien nicht kennen, nachhaltig wirtschaften? Empirische Untersuchungen vermitteln ein zwiespältiges Bild.
Tauschen und Kaufen sind nicht die einzigen Möglichkeiten für den Transfer von Gütern. Über Jahrtausende lebte die Menschheit in Wirtschaftsformen, die nur auf Teilen und Geben basierten. Grundzüge einer Wirtschaft, die auf dem Verteilen der notwendigen Güter beruht, lassen sich auch als Alternative zum Neoliberalismus skizzieren.
Vere Gordon Childe gilt als einer der bedeutendsten Archäologen des 20. Jahrhunderts; er war derjenige, der "das Studium der Vorgeschichte vom amateurhaften Antiquitätensammeln zur sozialen Wissenschaft erhob." Dass Childe Marxist und Revolutionär war, wird dabei häufig ignoriert. Daher soll sein fünfzigster Todestag zum Anlass genommen werden, hier an ihn zu erinnern.
Bei aller Vielfalt der historischen Prozesse sind die grundsätzlichen Entwicklungslinien der Geschichte durch konkrete Gesetzmäßigkeiten strukturiert. Der historische Materialismus ist eine Methode, die es uns erlaubt, Prinzipien geschichtlicher und auch vorgeschichtlicher Entwicklungen logisch zu fassen. Der vorliegende Text gibt auf der Basis der Dialektik eine kompakte Einführung in den Historischen Materialismus.
isp - Köln, 2. Auflage 2015